Freund Hein
Dein Wille, nicht aufzugeben ist so viel stärker
als der kleine Hauch Leben, der noch in dir ist.
Ein langer, viel zu dürrer Kerl,
55 Jahre alt.
Haut und Knochen überall;
keine Knautschzone schützt dich mehr.
Ein fahles Gesicht mit eingefallenen Wangen
unter lebendigen Augen.
Du spottest nach wie vor
über das bürokratische Gehabe der kranken Kassen
die einen Todgeweihten in die Reha schicken wollen,
um ihn so schnell wie möglich ins Arbeitsleben zu integrieren -
vielleicht als klapperndes Skelett in den Biologieunterricht?
Dein unaufhaltsamer Verfall
der jetzt so offensichtlich ist
trifft mich tief.
Ein dicker Kloß, der meinen Hals verstopft,
macht es mir so unsagbar schwer,
unbefangen mit dir zu reden und
über deinen Zynismus zu lachen.
Du wirkst fast so,
als ob du dich für deinen Anblick entschuldigen möchtest.
Ich werde dir morgen mein herzliches Lächeln mit auf den Weg geben
und dir im Stillen einen behutsamen, sanften Abschied wünschen -
falls du morgen noch da bist.
nachtlichter
20. Feb. 2007
[Dieser Patient heißt wirklich so. Er kam heute zu mir ins Office unserer Onkologischen Ambulanz, weil er den misstrauischen Krankenkassen sei Dank "Bescheinigungen" benötigt. Die Bürokratie stirbt zuletzt.]
als der kleine Hauch Leben, der noch in dir ist.
Ein langer, viel zu dürrer Kerl,
55 Jahre alt.
Haut und Knochen überall;
keine Knautschzone schützt dich mehr.
Ein fahles Gesicht mit eingefallenen Wangen
unter lebendigen Augen.
Du spottest nach wie vor
über das bürokratische Gehabe der kranken Kassen
die einen Todgeweihten in die Reha schicken wollen,
um ihn so schnell wie möglich ins Arbeitsleben zu integrieren -
vielleicht als klapperndes Skelett in den Biologieunterricht?
Dein unaufhaltsamer Verfall
der jetzt so offensichtlich ist
trifft mich tief.
Ein dicker Kloß, der meinen Hals verstopft,
macht es mir so unsagbar schwer,
unbefangen mit dir zu reden und
über deinen Zynismus zu lachen.
Du wirkst fast so,
als ob du dich für deinen Anblick entschuldigen möchtest.
Ich werde dir morgen mein herzliches Lächeln mit auf den Weg geben
und dir im Stillen einen behutsamen, sanften Abschied wünschen -
falls du morgen noch da bist.
nachtlichter
20. Feb. 2007
[Dieser Patient heißt wirklich so. Er kam heute zu mir ins Office unserer Onkologischen Ambulanz, weil er den misstrauischen Krankenkassen sei Dank "Bescheinigungen" benötigt. Die Bürokratie stirbt zuletzt.]
nachtlichter - 20. Feb, 23:27